BombshellMusic
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BombRocks


Die BombRocks-Konzertreihe verfolgt die Absicht Nachwuchsbands faire Bedingungen zu bieten. Wir sprachen mit Bookerin und Veranstalterin Melanie "Melle" Kolb über unfaire Praktiken in der Livemusikszene, ihre Forderung nach mehr Respekt für Musiker und ihr originelles Konzept der Preisgestaltung, das den Besucher zum Nachdenken über den Wert von Musik anregen soll.

Backstage PRO: Was für eine Art Veranstaltung ist BombRocks?

Melanie Kolb: BombRocks ist eine Konzertreihe, die nach dem BombRocksFestival entstanden ist, das ich im Mai diesen Jahres erstmals mit meiner neugegründeten Agentur BombshellMusic veranstaltet habe. Dort spielten die Bands, die ich mit meiner Agentur betreue und dazu noch andere Bands, die ich ausgewählt habe. Das hat prima funktioniert, die Bands haben sich sehr wohl gefühlt. Daraufhin habe ich mich dafür entschieden, eine regelmäßige Konzertreihe zu veranstalten.

Backstage PRO: Wie häufig hat BombRocks bisher stattgefunden?

Melanie Kolb: Die erste Veranstaltung war am 21.9. Ursprünglich wollte ich BombRocks nur alle zwei Monate veranstalten, aber dann erhielt ich so viele Anfragen und Bewerbungen, auch über Backstage PRO, dass ich mich entschieden habe, die Reihe monatlich mit zwei Bands zu veranstalten. Inzwischen planen wir bis Dezember 2014 und weiter vor.

"Ich bin ganz begeistert von Backstage PRO"

Backstage PRO: Welche Rolle spielt Backstage PRO für die Auswahl der Bands?

Melanie Kolb: Eine sehr große. Ich erstelle für jedes Konzert eine Ausschreibung und innerhalb von wenigen Stunden erhalte ich meistens mehr als fünfzig Bewerbungen. Daraus wähle ich dann eine oder zwei Bands aus. Ich buche hauptsächlich lokale Bands. Bands, die aus größerer Entfernung anreisen kann ich im Augenblick die Unkosten nicht ersetzen. Ich möchte auf jeden Fall vermeiden, dass eine Band für den Auftritt noch Geld drauflegt. Wenn Bands aber sowieso auf Tour sind und der Gig sich mit ihrem Tourplan vereinbaren lässt, dann passt es.

Backstage PRO: Welchen Eindruck hast du von Backstage PRO?

Melanie Kolb: Ich bin ganz begeistert von eurer Plattform und rate auch allen Bands, sich dort zu registrieren. Ich muss aufgrund der hohen Zahl viele Bewerber ablehnen, aber es gibt ja bei Backstage PRO noch viele andere Möglichkeiten unterzukommen.

"Ich höre mir vor allem die Livevideos der Bewerber an"

Backstage PRO: Wie wählst du die Bands aus, wenn du so viele Bewerbungen erhältst?

Melanie Kolb: Ich höre mir jede Band an, besonders die Livevideos. Das ist ganz wichtig, denn ich möchte natürlich wissen, wie die Bands auf der Bühne wirken. Tja, und dann wähle ich aus! (lacht) Die Musik soll nicht zu ähnlich, aber auch nicht zu unterschiedlich sein.

Backstage PRO: Es ist also eine Bauchentscheidung?

Melanie Kolb: Auf jeden Fall! Die Auswahl ist von meinem Geschmack und meinem Empfinden abhängig.

Backstage PRO: Wo finden die Konzerte statt?

Melanie Kolb: Im Herzen Hamburgs, auf St. Pauli, direkt auf der Feiermeile Hamburger Berg. Dort gibt es eine süße Bar, die Pooca Bar, deren Betreiber sehr an Newcomerförderung interessiert sind. Viele große Bands haben dort ihre ersten Auftritte im Rahmen von Open-Stage-Events absolviert, die dort jeden Mittwoch stattfinden. Die Betreiber fördern nicht nur junge Musiker, sondern augenscheinlich auch junge Agenturen (lacht).

Backstage PRO: Mit anderen Worten: Du verfügst über einen Partner, der dein Anliegen teilt.

Melanie Kolb: Auf jeden Fall. Es finden sich ganz viele, die mein Anliegen nach fairen Bedingungen für Newcomerbands teilen, was mich sehr freut.

"Es ist unfair, das Veranstaltungsrisiko auf die Bands abzuwälzen"

Backstage PRO: Wie müssen die Bedingungen beschaffen sein, damit sie fair sind? In Hamburg hat sich der Pay-to-Play-Gedanke in den größeren oder etablierten Clubs breitgemacht.

Melanie Kolb: Ja, Pay-to-Play ist sehr stark vertreten. Es gibt auch sehr viele Clubs, die Mindestticketabnahmen fordern. Manchmal erhalten die Bands gar kein Geld, in anderen Fällen werden sie am Ticketverkauf beteiligt, das ist wenigstens halbwegs fair. Aber es gibt auch Fälle, in denen ein Break-Even-Point erreicht werden soll. Wenn das nicht gelingt, fordert der Veranstalter die Musiker auf, nachträglich noch Geld zu bezahlen. Das finde ich einfach fies und unfair. Die Musiker haben ja nicht nur die Musik geschrieben, sondern sie müssen auch Proberäume, Instrumente und Studioaufnahmen bezahlen. Am Ende wird auch noch das Veranstaltungsrisiko auf die Bands abgewälzt! So etwas möchte ich nicht unterstützen.

Backstage PRO: Du verfolgst ein anderes Konzept.

Melanie Kolb: Ich halte es für wichtig, die Bands zu beteiligen, wenn es gut läuft. Wenn die Bands gute Werbung machen und wir gute Werbung machen, dann haben alle etwas davon. In der Pooca-Bar existiert eine schöne Übereinkunft, dass die Musiker Freigetränke erhalten Dadurch, dass die Bar uns so gut unterstützt, haben wir nur Kosten für die Werbung und ich kann den Gewinn komplett mit den Musikern teilen. Die beiden Bands erhalten 70%, meine Agentur 30%.

"Mit dem Eintrittspreis regen wir die Zuschauer zum Nachdenken an"

Backstage PRO: Wie hoch ist der Eintrittspreis?

Melanie Kolb: Wir haben den Eintrittspreis in einer Weise gestaffelt, die zum Nachdenken anregen soll. Es gibt einen ermäßigten Eintrittspreis für Frühbucher oder für Leute, die nur über sehr wenig Geld verfügen, aber dennoch gerne kommen möchten. Diese Tickets kosten 7 Euro. Der reguläre Eintrittspreis beträgt 11 Euro. Für ein Livekonzert mit zwei Bands ist das ein guter Preis. Dann gibt es noch das sog. Sponsoring Ticket, das 15 Euro kostet. Das hat die Besonderheit, dass vier Euro direkt in die Bandkasse wandern, die unter den beiden Bands 50:50 geteilt wird. Ich sehe davon nichts.

Backstage PRO: Das ist eine originelle Idee.

Melanie Kolb: Die Absicht ist, die Konsumenten zum Nachdenken anzuregen, was ihm ein Konzert wert ist. Der Zuschauer wird ein wenig in die Pflicht genommen, darüber nachzudenken, warum es so schwer ist, als Musiker seinen Lebensunterhalt zu erwerben oder weshalb die Liveclubs wegsterben. Das passiert eben aus genau diesen Gründen.

"Man muss Musikern mehr Respekt entgegenbringen"

Backstage PRO: Du möchtest wegkommen von der Discounter-Mentalität?

Melanie Kolb: Genau, das ist der Hauptgedanke. Ich finde sehr niedrige Eintrittspreise nicht in Ordnung. Von einer Band zu verlangen, das Publikum für 3 Euro Eintrittspreis den ganzen Abend zu bespaßen, ist frech. Man muss Musikern mehr Respekt entgegenbringen.

Backstage PRO: Wie bist Du auf diese Idee gekommen?

Melanie Kolb: Die grundsätzliche Idee stammt von einem befreundeten Musiker, Behnam Moghaddam, der bei seinen Konzerten die Besucher den Eintrittspreis ab einer Mindestsumme frei wählen lässt.

"Ich will nicht kämpfen, sondern ein positives Beispiel vorleben"

Backstage PRO: Wie kommt das bei den Zuschauern an?

Melanie Kolb: Sehr gut. Vielen Besuchern gefällt, dass sie den Eintrittspreis frei wählen können, obwohl sie sich durch die Wahl des Eintrittspreises positionieren müssen. Auch von alteingesessenen Hasen kommt die Rückmeldung: „Das ist eine gute Sache“.

Backstage PRO: Siehst du andere, die ähnliche Wege beschreiten oder bist Du in Hamburg noch eine Einzelkämpferin?

Melanie Kolb: Ich kämpfe ja nicht. (lacht) Ich mache einfach. Ich sehe das ganz entspannt. Ich will auch nicht kämpfen, eher positiv vorleben und andere dazu anregen, es nachzumachen.

Backstage PRO: Vielen herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg mit BombRocks!